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Warum das
Militär ?
Gewiss schien die Monarchie in Marokko kaum
stabiler als die in anderen arabischen
Ländern, doch das Überraschende lag
darin, dass die Revolutionsversuche von einer
Seite kamen, wo man sie eigentlich nicht
erwartet hätte. Es war allgemein bekannt,
dass Mohamed V und nach ihm Hassan II
angelegentlich darauf bedacht waren, die
bewaffneten Streitkräfte unter ihrer
persönlichen Kontrolle zu behalten.
Folglich sorgten sie dafür, dass die
Soldaten keinen Grund zum Klagen hatten.
Natürlich wurde auch einiges getan, um die
Loyalität der Staatsbeamten zu sichern.
Wenn von dieser Seite böse
Überraschungen für den Thron zu
erwarten waren, dann am ehesten von Leuten in
untergeordneten und nicht von solchen in
führenden Stellungen.
Die Revolutionen in gypten, dem Irak und
Libyen wurden von Hauptleuten und nicht von
Generälen angeführt. Diese jungen
Offiziere, welche aus dem einfachen Volk
stammten und aufgrund ihrer bescheidenen
Besoldung genau wussten, wie das Volk lebte,
wurden durch eine mehr oder weniger
ausgeprägte islamische Ideologie
inspiriert. Welche Ideologie beflügelte nun
die Generäle und Obersten, die am 10, Juli
1971 sowie am 16. August 1972 den Versuch zum
Sturz des Tyrannenregimes unternahmen?
Schliesslich lebten diese hohen Offiziere unter
dem herrschenden System in erheblichem
Luxus!
Was trieb diese Männer, die ja alles zu
einem konfortablen Leben Nötige und noch
viel mehr darüber hinaus ihr eigen nannten,
die aber tagtäglich einen noch viel
überschwänglicheren Luxus mitansehen
konnten, zu ihren Taten? Sie wurden mit
Ehrenbezeugungen förmlich
überhäuft, doch um diese zu erlangen,
mussten sie vor den in der Hierarchie über
ihnen Stehenden kriechen und sich
demütigen. Wurde diese ständige
Selbsterniedrigung mit der Zeit zuviel? Wollten
sie mehr als nur Reichtum und immer neue Orden,
genau wie so viele Offiziere in anderen
arabischen Ländern? Die Antwort auf diese
Fragen steht vielleicht in den
Verhörprotokollen der Verhafteten und
später Hingerichteten. Es mag noch eine
Weile dauern, bis uns diese Protokolle
zugänglich sind.
Nochmals: Welches waren die Motive der
Putschführer und ihrer Helfer? Unter
letzteren verstehe ich jene, die zwar nicht
aktiv am Putsch beteiligt waren, aber auch
nichts unternahmen, um ihn zu vereiteln, und
einfach Gewehr bei Fuss abwarteten, wodurch sie
sich objektiv auf die Seite der Putschisten
stellten. Nur dank diesen stillen Helfern konnte
eine Kolonne von 1400 Soldaten den langen Weg
von Ahermoumou über Fes, Meknes und Rabat
nach Skhirat zurücklegen, ohne dass der
König auch nur das Allergeringste davon
erfuhr.
Hinsichtlich der am Skhiratputsch beteiligten
Soldaten wartete Hassan mit zwei einander
widersprechenden Erklärungen auf.
Einerseits behauptete er, sie seien unter
Drogeneinfluss gestanden, andererseits sagte er,
ihre Führer hätten den Soldaten
weisgemacht, der König werde von einer
Rebellion bedroht, und ihre Aufgabe sei es, ihn
zu befreien und zu schützen.
Dass die Soldaten unter Drogeneinfluss
standen, ist reichlich unglaubwürdig. Wer
Drogen genommen hat, erkennt vielleicht eine
drohende Gefahr nicht, kann aber schwerlich dazu
veranlasst werden, entgegen seinen tiefsten
Überzeugungen zu handeln. Die Zeugen,
welche die Drogenthese vertraten, mögen in
guten Treuen so ausgesagt haben. Doch ihre
Aussagen basieren ja nur auf dem Eindruck, den
die rebellierenden Soldaten auf sie
hinterliessen; diese wirkten unnatürlich
aufgeregt.
Man bedenke jedoch, dass starke Emotionen
(Gewaltbereitschaft, Hass oder Schmerz) leicht
zu einem Verhalten führen können, das
dem durch Narkotika bewirkten gleicht. Wer die
hysterischen Ausbrüche der Menschen bei
Nassers Begräbnis miterlebt hat, konnte
leicht dem Irrglauben verfallen, diese Menschen
seien auch unter Drogen gestanden.
Noch unglaubwürdiger wirkt die zweite
Theorie. Dieser zufolge glaubten die jungen
Soldaten, die im Königspalast anwesenden
Leute seien Verschwörer gegen den
Monarchen. Doch waren die Gäste allesamt
hohe Staatsbeamte, die Champagnergläser und
Teller mit geräuchertem Lachs in den
Händen hielten.
Es mag ja sein, dass ein paar der an der
Revolte beteiligten Soldaten arglistig hinters
Licht geführt worden waren, aber dies galt
ganz gewiss nicht für jene, welche sich zur
Rundfunkstation begaben, um dort die Republik
auszurufen. Was diese Männer zu ihrem
Vorgehen bewog, wäre interessant zu
erfahren. Bei einem solchen Putsch sucht man die
Drahtzieher natürlich zuerst bei der
politischen Opposition. In diesem Fall verhielt
es sich aber keinesfalls so, und Hassan gab ohne
Umschweife zu, dass die Opposition mit den
Putschvorbereitungen nicht das Geringste zu
schaffen hatte, auch wenn er andeutete, es
bestehe eine indirekte Verbindung zwischen der
Kritik an seiner Regierung und dem
Putschversuch.
Bekanntlich steht die Istiqlalpartei immer
noch hinter dem monarchistischen System.
Schwieriger ist der Standpunkt der marxistischen
UNFP zu definieren. Diese ist offiziell
natürlich für die Monarchie (sonst
könnte sie ja nicht legal existieren), doch
unter den Parteimitgliedern herrscht die
Überzeugung vor, dass die Monarchie der
sicherste Schutz für eben jene feudalen
Machthaber ist, die man entmachten will und
zudem den grössten Stolperstein auf dem Weg
zum angestrebten "sozialistischen" System
darstellt. Dieses ist nach Auffassung der Partei
die einzige Lösung für die
wirtschaftlichen und sozialen Probleme des
Landes. Die anderen "legalen" Parteien sind
lediglich Marionetten, die so tanzen, wie es dem
König behagt; als Opposition von Hassans
Gnaden spielen sie die Rolle von Hofnarren.
Diese schlecht organisierte, schwache,
grossenteils ganz unglaub- würdige
Opposition macht nur einen Bruchteil der
wirklichen Regimegegner aus. Wer Kontakte zur
Schuljugend und den Studenten pflegt, kann
unmöglich im unklaren darüber denkt,
was die junge Generation in ihrer grossen
Mehrheit nicht nur über das
Regierungssystem, sondern auch über den
König selbst denkt. Doch was wollen die
Jugendliche an die Stelle des alten Systems
setzen? Hier ergibt sich natürlich kein
einheitliches Bild. Manche sehen die Lösung
im Islam, andere hoffen auf einen "arabischen
Sozialismus". Doch alle sehen sie besorgt in die
Zukunft, und alle verspüren sie den
schmerzlichen Kontrast zwischen dem
herausfordernden Luxus der dünnen
Oberschicht und der bitteren Armut der breiten
Massen.
Die Kadetten, die hinter dem Putschversuch
vom Juli 1971 standen, und die Rebellen des
August 1972 scheinen keine klar erkennbare
ideologische Grundlage gehabt zu haben. Ihre
Sprecher hatten kein deutlich umrissenes
Programm. Auch wenn sie sich des Begriffs
öSozialismus" bedienten, so handelte es
sich dabei weitgehend um eine Worthülse -
hatte sich nicht auch die Regierungspartei im
ersten monarchistischen "Parlament" des Landes
als "demokratisch- sozialistische Partei"
bezeichnet? Doch ohne starke Überzeugungen
setzt man nicht sein Leben aufs Spiel, wie es
diese jungen Rebellen getan hatten.
Die Volksideologie, die so gut wie alle
Marokkaner teilen, der Islam nämlich, ist
von Natur aus revolutionär und führt
dazu, dass der Begriff der Revolution in Marokko
gefühlsmässig als positiv enmpfunden
wird. Der Islam fordert die Gläubigen dazu
auf, sich dem Unrecht mit allen Mitteln zu
widersetzen.
In einem der Augenzeugenberichte über
die dramatischen Geschehnisse des 10. Juli 1971
taucht ein frappierendes Detail auf. Die
Soldaten, welche den Gästen des Königs
einen unerwarteten und unwillkommenen Besuch
abstatteten, nahmen überhaupt kein Geld an
sich, sondern packten die Luxusgegenstände,
die sie vorfanden, Schmuck etwa und goldene
Feuerzeuge, warfen sie auf den Boden und
trampelten wütend darauf herum. Diese
kleine, aber bezeichnende Episode muss man im
Licht eines anderen, unvergleichlich
grössere Dimensionen aufweisenden
Phänomens betrachten, das wegen seiner
Bedeutung Anlass zu Gesprächsstoff
überall in der Welt, in Alger, Tunis, Paris
und auch in Washington gibt.
Man kann in Marokko keinen Tag verbringen,
ohne mehrfach auf dieses Phänomen zu
stossen, da sowohl Einheimische wie
Ausländer es sogleich aufs Tapet bringen:
die Korruption. Die Macht des Bakschisch
verbreitet sich überall in der
Gesellschaft, und die herrschende
Unterwntwicklung bietet dafür
natürlich einen idealen Nährboden. In
einem armen Land war Macht schon immer für
viele der sicherste Weg zum Reichtum.
Auf diesem Gebiet scheint Marokko nun
wirklich alle Rekorde zu schlagen. Vielleicht
mag es nicht den Weltrekord halten, doch
jedenfalls gehört ihm unbestrittenermassen
der nordafrikanische und wohl auch arabische
Rekord. In den ersten sechs Monaten des Jahres
1971 flog ein Riesenskandal nach dem anderen
auf. Diese scheinen auch den USA, die ja
konservative Diktaturen allgemein
unterstützen, ein Dorn im Auge gewesen zu
sein, denn die US-Regierung äusserte den
Wunsch nach Verschiebung eines offiziellen
Staatsbesuchs, den Nixon Marokko abstatten
wollte. Den unmittelbaren Anstoss dazu bot ein
Korruptionsskandal, in den hochgestellte
Marokkaner verwickelt waren. Diese waren derart
einflussreich und dazu zahlreich, dass die
Affäre vertuscht wurde. Alle Spuren
führten zum König, seiner Familie und
seiner Umgebung.
Hassan II sagte, Madbouh sei "ein
Privilegierter unter den Privilegierten". Doch
wer hatte ihm diese Position denn verschafft,
und nicht nur ihm, sondern auch allen anderen
Anführern der Aufstandsversuche von 1971
und 1972? Keiner, der die Zustände in
meinem Land kennt, ist im Unwissenden
darüber, dass die ganze Privilegien- und
Vetternwirtschaft auf der Zustimmung des
Monarchen beruht. Man erhält - trotz
gewisser spektakulärer Massnahmen gegen ein
paar besonders korrumpierte Individuen - den
Eindruck, es handle sich hier um eine
Regierungsstrategie, die darauf abzielt, die
führende Schicht ans Regime zu fesseln und
jene Schlüsselpersonen - vor allem junge -
zu neutralisieren, welche sich sonst leicht mit
der Opposition verbinden könnten.
Gar manche blitzgescheite marokkanische
Student, der während seiner Studienjahre in
Paris oder Stockholm feuerspeiender Maoist oder
Trotzkist war, war nach seiner Rückkehr
einer wohlbezahlten Stelle als hoher Beamter mit
Villa in Souissi (dem Vornehmenviertel von
Rabat) und Bankkonto in der Schweiz ganz und gar
nicht abgeneigt. Dies ist eine Tatsache, an der
es nichts zu rütteln gibt. Und wie sollten
den hochgestellte Gewerkschaftsfunktionäre,
die "Führer der Arbeiterklasse", eine
Revolution entfachen können, wenn sie
selbst in Autos herumfahren, die sie vom Hofe
geschenkt bekommen haben? Auch daran gibt es
nichts zu rütteln.
Gehen wir zu einigen anderen Eigenheiten des
Systems über. Prominente Marokko-Experten,
die vor den Rebellionen von 1971 und 1972 von
mir vernommen hatten, dass ich nicht an die
langfristigen Erfolgsaussichten des System
glaubte, erwiderten, diese Politik habe
schliesslich jahrhundertelang funktioniert; auch
künftig würden die Marokkaner eben
Macht mit Reichtum gleichsetzen, und jene, die
Emöprung über die Korruption
äusserten, würden keine Sekunde
zögern, selbst ihre Schäfchen ins
trockene zu bringen, sobald sich ihnen die
Gelegenheit dazu bot. Auf dieser
Überzeugung basiert auch Hassans ganze
politische Strategie.
Vom historischen Standpunkt aus ist diese
Argumentation mit ernsthaften Mängeln
behaftet. Zunächst übersieht man da
die tiefverwurzelten islamischen Traditionen,
welche die Abkehr vom irdischen Luxus lehren;
immer und immer wieder sind im Lauf der
Geschichte islamische Reformatoren aufgestanden
und haben gegen die Reichen und die
Mächtigen - bei diesen handelte es sich um
die gleichen Leute! - gepredigt. Oft ist es
ihnen gelungen, die darbenden Massen zu einem
revolutionären Kreuzzug mitzureissen.
In der muselmanischen Geschichte fehlt es
nicht an Eiferern vom Schlage Savanarolas. Diese
Reformatoren und Bussprediger wurden immer
zahlreicher, weil ihre Arbeit stets wieder von
vorne begonnen werden musste: die neuen Herren
erlagen den gleichen Versuchungen wie ihre
Vorgänger. In Marokko kamen diese
Reformatoren (die Almoraviden und Almohaden
sowie im 20. Jahrhundert El-Hilba und andere)
meist aus den dürren und armen
Saharagebieten des südlichen Landesteils.
Heutzutage findet man diese Männer aus dem
Süden - Araber und Berber, die Rasse spielt
in diesem Zusammenhang keine Rolle - an den
Toren der Städte, wo sie ihre Zelte
aufgeschlagen haben. Sie machen ein Drittel der
Slumbevölkerung am Rande der grossen
Städte aus.
Die Verkennung des dem Islam innewohnenden
revolutionären Impulses ist also der erste
Fehler, den die "Marokko-Spezialisten" sowie
König Hassan begehen. Der zweite liegt
darin, dass sie die bahbrechenden
Veränderungen nicht berücksichtigen,
die sich in unseren Tagen in Marokko
abspielen.
Es gibt keine "chinesische Mauer" mehr,
welche die alten Diktaturen schützt. Die
wunderbare Märchengeschichte vom armen
Schlucker, der es bis zum Sultan brachte, war in
früheren Zeiten in der Vorstellung der
Allgemeinheit der einzige Weg zur
Überwindung der Armut. Heute weiss man
selbst in der elendesten Bruchbaracke in den
Slums, dass es andere Möglichkeiten gibt
und dass andere Völker uns den Weg gewiesen
haben.
Früher hiess es von einem Reichen, er
verdanke seinen Reichtum Gott. Heute spricht man
ganz anders über die Geldsäcke; man
nimmt kein Blatt mehr vor den Mund und schimpft
sie Diebe. Wie könnten denn arme Studenten
etwas anderes als Hass auf jene empfinden, die
in unrechtmässig erworbenem Luxus
schwelgen, wenn sie selbst weder begründete
Aussichten auf eine Staatsbeamtenstelle haben
(70% der Staatsangestellten sind unter 40!) noch
sich grosse Hoffnungen auf eine Anstellung im
privaten Sektor machen können (auch in den
wirtschaftlich guten Jahren wurden jährlich
bloss 100'000 bis l10'000 neue
Arbeitsplätze geschaffen; dabei hätten
es doppelt so viele sein müssen, nur um mit
der raschen Bevölkerungszunahme Schritt zu
halten).
Im März 1965 rebellierten in Casablanca
die Slumbewohner gegen die Unterdrückung.
Einem Augenzeugen zufolge wurde der Aufruhr
dermassen brutal niedergeschlagen, dass sich die
Bevölkerung der Ansicht jenes Zeugen nach
"lange, lange nicht mehr erheben würden".
Die Arbeitslosigkeit unter
Universitätsabsolventen und die Rebellion
der Gebildeten stellen eine weitere, weniger
leicht zu erkennende, aber doch an
Explosivität zunehmende Gefahr für das
Regime dar. Aus diesem Grund nehmen die meisten
Revolutionen in der Dritten Welt nicht in den
Vorstädten ihren Anfang wie im Europa des
letzten Jahrhunderts, sondern in den
Kasernen.
An den unzusammenhängend anmutenden
Ereignissen an jenem dramatischen 10. Juli fiel
noch etwas auf: jene Gewalttätigkeit
gegenüber Ausländern, die für
Marokko völlig untypisch ist, denn der
Marokkaner ist, was man ihm auch sonst vorwerfen
mag, ungewöhnlich gastfreundlich.
Wenn es in früheren Jahren zu
Gewaltausbrüchen gegen Fremde gekommen war
- z.B. 1907, 1912, und 1953-1955 - dann im
Rahmen des Unabhängigkeitskampfes. Wurden
nun in Skhirat ausländische Gäste -
Botschafter, rzte, Geschäftsleute usw. -
attackiert und, wie es in einigen Fällen
vorkam, mit Maschinenpistolen niedergemäht,
so lässt sich dies natürlich nicht
entschuldigen, aber doch mit den starken
Gefühlen der Putschisten erklären.
Um diese Dinge begreifen zu können,
müssen wir uns den Hintergründen etwas
näher zuwenden. Politische
Unabhängigkeit zieht keinesfalls
automatisch wirtschaftliche Unabhängigkeit
nach sich, namentlich wenn der moderne
Industriesektor, der den Schlüssel zur
Entwicklung eines Landes bildet, immer noch in
den Händen der ehemaligen Kolonialmacht
liegt, welche diese Industrie geschaffen
hat.
In den "sozialistischen Ländern" wurde
das Problem durch Verstaat- lichungen
"gelöst". In Marokko, das sich für den
"liberalen" Weg entschieden hatte, hätte
eine auf echte "konomische Selbständigkeit
abzielende Politik gebieterisch erheischt, dass
das einheimische Bürgertum den Besitz der
fremden Kapitalisten übernahm. Doch
Tatsache ist, dass unsere Bourgeoisie dies
entweder nicht wollte oder nicht konnte. Die
nicht sonderlich zahlreichen Grosskaufleute aus
Fes (öFassi" genannt) entwickelten sich
keinesfalls zu modernen kapitalistischen
Unternehmern, wie es ihren europäischen
Vorgängern im 19. Jahrhundert allgemein
geglückt war. Langfristig geplanten
Investitionen im Industriesektor zogen sie
kurzfristige Projekte und Spekulationen vor.
Oder aber sie entschieden sich für
"sichere" Investitionen in Land, Immobilien,
Gold und Schmuck.
Somit konnte das ausländische Kapital
die Industrialisierung mit all ihren Risiken und
Gewinnen selbst in die Hand nehmen. Als Folge
musste der "liberale" Staat selbst
notgedrungenermassen mit eigenem Kapital neue
Industrieprojekte finanzieren, die sonst
ausschliesslich von fremden Kapitalisten
übernommen worden wären. Als man die
BNDI (Banque Nationale der Dveloppement
Industriel) schuf, die, wie aus ihrem Namen
hervorgeht, mit der Förderung der
industriellen Entwicklung beauftragt ist, wurde
das erforderliche Kapital vom Staat sowie von
ausländischen Financiers zur Verfügung
gestellt.
10% der Aktion sollten nach Plan
einheimischen Kapitalisten angeboten werden.
Doch diese zeigten dermassen geringes Interesse,
dass die ausländischen Financiers auch
diese 10% übernehmen mussten.
Die "Marokkanisierung" des Dienstsektors
(oder Tertiärsektors) entspricht voll und
ganz den Wünschen des einheimischen
Bürgertums. Während der Staat und die
ausländischen Interessenten für die
Industrialisierung besorgt sind, entwicklet sich
der Dienstsektor im Windschatten der Industrie
und heimst fette Gewinne ein (in der
Reklamebranche kann man leichter und schneller
zu Geld kommen als beispielsweise in der
Gusseisenindustrie).
Die Angestellten machen beim Tanz um das
goldene Kalb auch eifrig mit. Viele von ihnen
kamen aus bürgerlichen Familien oder hatten
sich in solche eingeheiratet. Andere kapierten,
dass ein Hochschulabschluss sich als "Sesam
"ffne dich" zur staatlichen Schatzkammer
entpuppen konnte. Im Frankreich des
Bürgerkönigs Louis Philippe waren die
Bürger von Natur aus sehr sparsam und
vermieden es sorgsam, ihren Besitz zur Schau zu
stellen. Hingegen äussert sich bei den
marokkanischen Neureichen der den Beduinen
eigene Hang zur Prahlerei - alles oder nichts -
sehr deutlich. In manchen Kreisen der Hauptstadt
Rabat schämt man sich, Besucher zu
empfangen, wenn man nicht wenigstens mit einem
Swimmingpool im Garten seiner Villa prunken
kann.
Wer nun vom "Königsfest" ausgeschlossen
blieb, konnte wohl Neidgefühle gegen die
dort eingeladenen, von unerhörtem Luxus
umgebenen Gäste nur schwer
unterdrücken. Es musste für ihn
ausgesprochen schwierig sein, keinen Groll gegen
all jene zu empfinden, mochten sie nun
Einheimische oder Ausländer sein, die in
einem nicht nur für die breiten Massen,
sondern auch für das Kleinbürgertum
ganz unerreichbaren Komfort lebten. Wer
über eine gewisse Ausbildung verfügte
und intelligent genug war, um nach den Ursachen
der herrschenden Umstände zu suchen, kam
zwangsläufig zum Schluss, dass die im
Dienstsektor zu Reichtum gelangten Marokkaner
ihr Geld damit gescheffelt hatten, dass sie die
ausländischen Kapitalisten, welche den
Industriesektor verwalteten, als Lakaien
bedienten. 133 Diese These wird in
linksgewirkten marokkanischen Zeitschriften oft
vertreten. Deren intellektuell geschulte
Redakteure haben ihren Marx gründlich
gelesen und geisseln das Bürgertum, den
Stützpfeiler des Regimes, als
willfähriges Werkzeug des "westlichen
Kapitalismus". Doch seinen Gepflogenheiten
getreu kauft sich das Regime die Loyalität
dieser Intellektuellen, und zwar für ein
Linsengericht.
Die Kadetten in Ahermoumou hatten Marx nicht
gelesen, und auch progressive Zeitschriften
gehörten nicht zu ihrer Bettlektüre.
Doch wussten sie, dass das Bürgertum und
die Nutzniesser der Korruption ihre Gewinne
ausser Landes geschafft hatten, wo sie in den
Safes westlicher Banken ruhten. Sie hatten noch
keine scharf umrissene Ideologie, sondern
empfanden lediglich dumpfe Empörung und
moralischen Zorn. Zusammen mit der aus dem Islam
geschöpften Inspiration erwiesen sich diese
Gefühle als hinreichend, um das Regime an
den Rand des Abgrunds zu führen und so
seine Verletzlichkeit offenzulegen.
Ein in Marokko ansässiger Franzose
berichtete, er sei gerade bei einheimischen
Freunden gewesen, als sich die Kunde vom
Skhirat- Putsch verbreitete. Jede Stunde trafen
neue Nachrichten ein. Zuerst griff allgemeine
Freude um sich, dann Verlegenheit, als sich
jedermann beeilte, seine Loyalität dem
König gegenüber zu beteuern.
Mit einem Regime geht es unweigerlich
abwärts, wenn es den psycho- sozialen
Zügen seines Volkes nicht mehr Rechnung zu
tragen vermag. Dies gilt keinesfalls nur
für Monarchien, sondern auch für
manche Republiken. Im 20, Jahrhundert lässt
sich ein Land einfach nicht mehr so steuern wie
in früheren Zeiten, mögen diese in der
Tradition noch so lebendig sein. Ein
marokkanischer "Royalist" äusserte sich zu
Hassan II wie folgt: "Er will ein
aufgeklärter, moderner Monarch sein und
gleichzeitig das Land auf die selbe Art regieren
wir Moulay Ismail (Sultan von 1672 bis 1727).
Dies ist ein Ding der Unmöglichkeit."
Die marokkanische "Regierung" besteht nicht
aus Ministern im heutigen Sinne, sondern aus
Sklaven eines Herrschers von Gottes Gnaden,
dessen Wille Gesetz ist. Absolute
persönliche Macht führt natürlich
seit jeher zu grossen Gefahren und
Nachteilen.
Ob sie in unserer heutigen, immer
komplizierter werdenden Welt überhaupt noch
möglich ist, wage ich zu bezweifeln. Wer
alleine herrscht, ist dazu verdammt, immer
einsamer zu werden, bis er schliesslich zum
hilflosen Gefangenen seiner eigenen Eisamkeit
wird. öEr hört niemandem mehr zu. Man
darf ihm die Wahrheit nicht mehr sagen." So
klagte einer der engsten Berater Hassans, und
solche Worte hört man in den Gängen
des Königspalastes immer wieder -
natürlich nur in gedämpftem Ton. Aber
was soll man noch tun, wenn Korruption zur
Regierungs- und Staatsform geworden ist?
Manche Führer kompensieren die
Einsamkeit der absoluten Macht durch ihre
charismatische Ausstrahlung, welche sie auf
gewissermassen magische Art mit den breiten
Massen verbindet. Wenn es den französischen
Königen an Genialität fehlte, konnten
sie diese durch die Salbung zum Monarchen von
Gottes Gnaden wettmachen. Die
öalawitischen" Sultane konnten sich auf
"Baraka", d.h. den göttlichen Segen,
berufen. Doch solcherlei Dinge wirken heute
immer weniger. Gibt es im heutigen Marokko noch
eine Verbindung zwischen dem König und
seinem Volk? Kaum. Deshalb betrachten immer mehr
Bürger das Regime als illegitim.
Wer die Ereignisse vom 10. Juli 1971 sowie
vom 16. August 1972 von nahe verfolgte, den
musste die fast totale Passivität der
Bevölkerung frappieren. Keine
Menschenmassen strömten sich zusammen, um
für oder gegen den König zu
demonstrieren. Es machte den Eindruck, als
spiele sich all das in einer fremden Welt ab,
unendlich fern von den gewöhnlichen
Sterblichen, die weder Lust noch überhaupt
die Möglichkeit hatten, dabei
mitzuwirken.
Wohl stimmt es, dass das Tempo, mit dem sich
die Geschehnisse überstürzten, dem
Volk kaum Zeit zum Reagieren liess. Doch die
Erleichterung darüber, dass der König
mit heiler Haut davongekommen und dass der
Putsch gescheitert war, hätte bei den
königstreuen Schichten der Bevölkerung
eigentlich zu Freude-ausbrüchen führen
müssen. Solche blieben indes gänzlich
aus.
Das Fehlen jedweder spontanen Reaktionen
stellt einen weiteren Beweis für die
furchtbare Einsamkeit dar, in dem die Inhaber
der absoluten Macht in Wirklichkeit leben. Viel
leichter als Freude über das Misslingen des
Putsches liess sich noch Enttäuschung
darüber erkennen.
Noch ein weiterer Aspekt des Putschversuchs
verdient Beachtung, auch wenn er sich nicht so
leicht deuten lässt. Es ist dies die
überproportionale Rolle, welche die Berber
dabei gespielt haben. Dass die bewaffneten
Streitkräfte des Königs sich zum
grossen Teil aus Berbern zusammensetzen, ist
allgemein bekannt. Berber finden sich nicht
bloss in unteren, sondern auch in führenden
Positionen. Die meisten Generäle, die am
13. Juli 1971 an die Wand gestellt wurden, waren
Berber. Dafür gibt es plausible
Erklärungen: die Begeisterung für das
Waffenhandwerk und für Kriegerruhm ist bei
der an ein hartes Dasein gewohnten
Bergbevölkerung seit jeher besonders stark
gewesen, und die meisten Bergbewohner
gehören Berberstämmen an.
Allerdings wäre es ganz
irreführend, die Rebellion als Aufstand der
Berber gegen die Araber zu deuten. Hingegen
trifft es zu, dass sich Hassan derselben
Strategie bediente wie weiland die
Kolonialherren: er wollte sich auf die Berber
stützen, die er als zuverlässiger
betrachtete, da sie mehr an ihren Traditionen
hingen und weniger von den Segnungen der Moderne
beleckt waren. Der Mythos vom "edlen Wilden", in
diesem Fall dem "guten Berber", ist
zählebig. Wer auf die Berber baut, um eine
rückständige Gesellschaftsform zu
verteidigen, riskiert allerdings eine böse
Ernüchterung. Sicher sind die Berber treu,
aber sie lieben auch ihre Freiheit und legen
grössten Wert auf Gerechtigkeit. Für
sie ist Hassan ein gottloser Mensch.
Die Berber sind sich selten in ihrer
Geschichte einig gewesen. Sie sind in zahlreiche
Stämme und Klans aufgesplittert, die sich
bisweilen bekämpfen. Die in Skhirat
gefallenen Adjutanten des Königs waren auch
grösstenteils Berber. Madbouh und die
obersten Anführer der Revolte waren Berber,
und zwar solche aus dem Rifgebiet. Dort erhob
sich das Volk im Jahre 1958. Der Aufstand wurde
von den königlichen Streitkräften, die
unter dem Kommando des Prinzen Moulay Hassan
standen, mit unerbittlicher Brutalität
niedergeschlagen.
Ob die schmerzhafte Erinnerung an jenes
Blutbad bei den Führern der Rebellion
mitgewirkt hat? Ich weiss es nicht. Hingegen
lässt sich mit Sicherheit sagen, dass die
selbstbewussten Bergstämme ihre
Generäle, auf die sie so stolz waren und
ihre Hoffnung setzten, gewiss nicht vergessen
werden. Sie werden nicht vergessen, wie ihre von
Kugeln durchsiebten Leichen vom Pöbel
geschändet wurden. Die Rache ist ein
Berbergericht, das kalt genossen werden muss!
lautet ein französisches Sprichwort.
Bei ihrer Erhebung anno 1958 skandierten die
Menschen im Rifgebiet: öWir haben genug
davon, von den Leuten aus Fes beherrscht zu
werden." Hier ist zu erwähnen, dass es sich
bei den Kapitalisten aus Fes teilweise um zum
Islam übergetretene Juden handelt. Gewiss
sind diese in der Machtelite stark
übervertreten und besitzen einen ganz
unverhältnismässig grossen Teil des
Volksvermögens. Doch wenn die Rebellen
Sprüche gegen die "Leute von Fes"
skandierten, dann verwendeten sie den Ausdruck
eher in übertragenem Sinn. Sie meinten
damit ganz allgemein die korrupte Stadt mit
ihrer Anhäufung von schrillem Luxus und
Reichtum, die zugleich die Begehrlichkeit der
Plünderer, den Hass der Armen und den
Abscheu der Puritaner hervorruft.
All diese Faktoren spielten dann später
bei der Skhirat-Revolte mit. Die Berber, welche
kriegerischer, ärmer und puritanischer sind
als die übrige Landbevölkerung, bilden
vielleicht die Speerspitze der marokkanischen
Bauernarmee, die sich im Verlauf der
Jahrhunderte immer wieder gegen den Luxus und
die Tyrannei der Städte erhoben hat und der
es immer klarer ist, dass ihre Armut kein ihnen
von Gott auferlegtes, unabänderliches Los
ist. Hier bestätigen nüchterne
Statistiken die instinktiven Ahnungen des
einfachen Volkes, zeigen sie doch, dass der
gestiegene Lebensstandard der
Stadtbevölkerung, oder zumindest eines
Teils davon, auf Kosten der Landbevölkerung
erfolgt ist.
Um den Ursprung einer politischen Bewegung zu
verstehen, kann es oft hilfreich sein, zu
untersuchen, wie sie sich später
entwickelt. Im Fall einer im Keim erstickten
Bewegung wie der hier geschilderten steht uns
diese Möglichkeit natürlich nicht
offen.
Trotzdem kann man sich mit Fug und Recht
fragen, wohin der Putsch geführt
hätte, wäre ihm Erfolg beschieden
gewesen. Manche haben Parallelen zu den
Ereignissen in Griechenland gezogen, die 1967 zu
einer siebenjährigen Obristenherrschaft
führten. Näher läge wohl der
Vergleich mit einem Regime nasseristischer
Ausrichtung. Wäre die Kugel, welche Madbouh
traf, einige Zentimeter weiter links oder rechts
gelandet, so würde Marokko heute vielleicht
von einer Gruppe islamistisch-nasseristischer
Offiziere regiert.
Wer annimmt, die beiden Putschversuche von
1971 und 1972 seien blosse Palastrevolutionen
gewesen, der täuscht sich; sie hatten ganz
andere Wurzeln. Geblieben sind die Probleme,
welche fast alle Länder der sogenannten
Dritten Welt in ihrem Würgegriff halten und
an deren Lösung sich Marokko nicht
ernstlich wagt.
Jahrhundertlange lebte Marokkos Volk in
Armut, bisweilen in nacktem Elend. Doch wuchs
die Bevölkerung wegen der niedrigen Lebens-
erwartung nicht merklich. Heute nimmt die
Einwohnerzahl des Landes pro Jahr um 3,2% zu,
was bedeutet, dass sie sich alle 20 Jahre
verdoppelt. Und all diese Menschen, die
grossenteils keine Aussicht auf ein
menschenwürdiges Dasein haben, dürfen
zur Schule gehen und können Radio
hören, denn es gibt in jedem Zelt und jeder
Baracke einen Transistor. Die Zeit der
Resignation ist vorbei.
Dass am 10. Juli 1971 und am 16. August 1972
in ihren Grundfesten erschütterte System
war das alte, feudale Makhzen-System, das sich
längst überlebt hat - durch 45 Jahre
Kolonialherrschaft und 30 Jahre
Pseudo-Selbständigkeit neokolonialistischer
Prägung, während deren die
Reichtümer des Landes im Interesse der
Machthaber und deren Handlanger ausgebeutet
wurden.
Die Prinzipien der wirtschaftlichen
Entwicklung sind gleichzeitig hoch- kompliziert
und grundeinfach. Um mehr zu produzieren, muss
man investieren. Um zu investieren, muss man
sparen. Um zu sparen, muss man weniger
konsumieren, als man produziert, das heisst, man
muss verzichten können. Jahrhundertelang
war nur die breite Masse zum Verzichten
bereit.
Heute macht die Masse das immer weniger mit,
zumal sie sieht, wie eine parasitäre
Minderheit schamlos in ergaunertem Reichtum und
Luxus schwelgt. Vielleicht ist es eine Illusion
anzunehmen, dass die Bürde des Verzichts
gleichmässig auf alle Schultern verteilt
werden kann; so etwas wie absolute Gerechtigkeit
gibt es nicht. Doch kann man wenigstens
verlangen, dass die Ungerechtigkeiten nicht
allzu schreiend sind und dass die Armen, die den
grössten Teil der Last auf sich nehmen,
für ihre Opfer einen angemessenen Lohn
erhalten.
Das alles mag ja selbstverständlich
klingen, aber um diese selbst-
verständlichen Forderungen durchzusetzen,
ist eine Revolution von- nöten. Kann diese
nicht mit friedlichen Mitteln und in geordneter
Form verwirklicht werden (und es gibt solche
Revolutionen; ein gutes Beispiel dafür
bietet Schweden), dann nimmt sie blutige und
gewaltsame Formen an, und dann sind es wiederum
die kleinen Leute, die am meisten zu leiden
haben.
Aber das marokkanische Volk hat keine Wahl.
Es geht um das Wohl und Wehe eines ganzen
Landes. Entweder die Revolution glückt, und
die verrottete Monarchie wird beseitigt, oder
die Revolutionäre sterben als freie
islamische Menschen. Im Koran steht, wo
Könige regierten, da breite sich Korruption
aus und verwandle freie Menschen in Sklaven. Der
Islam war von Anfang an eine revolutionäre
Ideologie und Bewegung, die sich gegen die
Tyrannei sowie gegen die erbliche Monarchie
richtete.
Das Tor zur Zukunft steht offen. Der 10. Juli
1971 und der 16. August 1972 waren Warnsignale
für die Herrschenden. Hassan II und seine
Kettenhunde werden den Lauf der Geschichte nicht
aufhalten können. Das Schicksal des Schahs
von Persien sollte unserem Despoten zur Warnung
gereichen, und nicht nur ihm, sondern allen
Marokkanern und Ausländern, die von seinem
Schandregime profitieren.
Dass die Armee in der innenpolitischen
Entwicklung eines Landes eine Rolle spielt, ist
kein auf die sogenannte Dritte Welt begrenztes
Phänomen. Als ich nach Schweden gekommen
war, beschäftigte ich mich ein wenig mit
der Geschichte meiner neuen Heimat.
Ich erfuhr, dass eine Gruppe schwedischer
Offiziere unter der Führung von General
Adlercreutz am l3. März l809 einen
Staatsstreich gegen König Gustaf Adolf
durchführte, weil dieser innen- und aussen-
politische Misswirtschaft betrieb.
Er wurde im Stockholmer Schloss von den
Offizieren verhaftet, und dieser Staatsstreich
führte am 10. Mai desselben Jahres zur
Absetzung des Monarchen. Die darauf erfolgten
politischen Reformen bilden die Grundlage der
heutigen schwedischen Verfassung und
Demokratie.
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