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Israel Shahak:
Jüdische Religion,
Jüdische Geschichte
(Book online)
46
 



Nichtjuden im Land Israel

Neben den allgemein gegen Nichtjuden gerichteten Gesetze enthält die Halacha Sondergesetze gegen Nichtjuden, die im Land Israel (Erez Israel) leben oder, in einigen Fällen, durch das Land reisen. Diese Gesetze sollen die jüdische Vorherrschaft in diesem Land sichern.

Der Talmud und die talmudische Literatur sind unterschiedlicher Ansicht über die genaue geographische Definition des Begriffs "Land Israel", und diese Debatte wird auch in der heutigen Zeit zwischen den verschiedenen zionistischen Meinungsströmungen fortgeführt. Aus Sicht der Maximalisten gehören zum Land Israel (neben Palästina selbst) nicht nur der ganze Sinai, Jordanien, Syrien und der Libanon, sondern auch beträchtliche Teile der Türkei. In der Auslegung der vorherrschenden "Minimalisten" liegt die nördliche Grenze "nur" etwa in der Mitte von Syrien und dem Libanon auf dem Breitengrad von Homs. Diese Ansicht unterstützte Ben Gurion. Aber auch diejenigen, die Teile von Syrien-Libanon ausschließen, stimmen darin überein, daß bestimmte diskriminierende Gesetze (wenn auch weniger unterdrückend als in Israel selbst) für die Nichtjuden dieser Teile gelten, da dieses Territorium zum Königreich Davids gehörte. Nach allen talmudischen Auslegungen gehört Zypern zum Land Israel.

Ich möchte jetzt einige der Sondergesetze anführen, die für die Nichtjuden im Land Israel gelten. Augenfällig ist dabei die Verbindung zur heutigen zionistischen Praxis.

Die Halacha verbietet es Juden, Immobilien, d.h. Felder und Häuser, im Land Israel an Nichtjuden zu verkaufen. In Syrien ist der Verkauf von Häusern (aber nicht von Feldern) erlaubt.

Die Vermietung eines Hauses im Land Israel ist an einen Nichtjuden unter zwei Bedingungen gestattet. Zunächst einmal darf er das Haus nicht bewohnen, sondern nur für andere Zwecke (wie als Lagerhaus) benutzen. Zum zweiten dürfen drei oder mehrere nebeneinanderliegende Häuser nicht vermietet werden. Die Erklärung für diese und mehrere andere Vorschriften lautet wie folgt: "Du sollst ihnen nicht erlauben, auf dem Land zu lagern, denn wenn sie kein Land besitzen, werden sie sich nur vorübergehend aufhalten." Auch eine vorübergehende Anwesenheit von Nichtjuden kann nur toleriert werden, "wenn die Juden im Exil leben oder die Nichtjuden mächtiger als die Juden sind".

Sind jedoch die Juden mächtiger als die Nichtjuden, so dürfen wir keine Götzenanbeter unter uns leben lassen. Auch ein nur auf Zeit Ansässiger oder Hausierer darf nur unser Land passieren, sofern er die sieben Noachidischen Gesetze beachtet, denn es steht geschrieben: "Sie sollen nicht in deinem Lande wohnen", d.h. auch nicht zeitweilig. Beachtet er die sieben Noachidischen Gesetze, so wird er zu einem ansässigen Fremdling (ger toschaw) und erhält nicht den Status eines ansässigen Fremdlings außer in Zeiten des Jubeljahres [d. h. als der Tempel noch stand und Opfer gebracht wurden]. Außerhalb des Jubeljahres ist es verboten, irgendeinen aufzunehmen, der nicht voll zum Judaismus übergetreten ist (ger zedek).

Damit ist klar, daß die ganze Frage, wie die Palästinenser zu behandeln seien, nach der Halacha lediglich eine Frage der jüdischen Macht ist, so wie es die Führer und Sympathisanten des Gusch Emunim sagen. Wenn die Juden genug Macht haben, ist es ihre religiöse Pflicht, die Palästinenser zu vertreiben.

Israelische Rabbiner und ihre fanatischen Anhänger zitieren oft diese Gesetze. So wurde z.B. das Gesetz, das die Vermietung von drei nebeneinanderliegenden Häusern an Nichtjuden verbietet, feierlich von einer rabbinischen Konferenz bestätigt, die 1979 die Verträge von Camp David erörterte. Die Konferenz stellte ferner fest, daß nach der Halacha auch die "Autonomie", die Begin bereitwillig den Palästinensern anbot, zu liberal sei. Gegen solche öffentlichen Auslassungen, die in der Tat die Haltung der Halacha korrekt wiedergeben, beziehen die zionistischen "Linken" nur selten Stellung.

Neben den bisher erwähnten Gesetzen, die sich gegen alle Nichtjuden im Lande Israel richten, üben die Gebote gegen die Kanaaniter und andere in Palästina vor der Eroberung durch Josua lebenden Nationen sowie gegen die Amalekiter erlassenen Gesetze einen noch schlimmeren Einfluß aus. Alle diese Völker sind vollständig auszurotten. Der Talmud und die talmudische Literatur wiederholen die biblischen Aufforderungen zum Völkermord mit noch größerer Vehemenz. Einflußreiche Rabbiner, die eine beträchtliche Anhängerschaft unter israelischen Armeeoffizieren haben, setzen die Palästinenser (oder sogar alle Araber) mit diesen antiken Völkern gleich, so daß Befehle wie "Du sollst nicht retten, was atmet" eine aktuelle Bedeutung erlangen. In der Tat ist es nicht ungewöhnlich, daß Reservisten, die zum Patrouillendienst im Gazastreifen einberufen werden, eine "erzieherische Lektion" erhalten, in der man ihnen sagt, daß die Palästinenser im Gazagebiet "wie die Amalekiter" seien. Ein bedeutender israelischer Rabbiner zitierte feierlich biblische Verse mit einem Aufruf zum Völkermord an den Midianitern als Rechtfertigung des Massakers von Kibbija. Diese Auslassung hat weite Verbreitung in der israelischen Armee gefunden. Man könnte viele ähnliche Beispiele blutrünstiger rabbinischer Erklärungen gegen die Palästinenser anführen, die alle auf diesen Gesetzen beruhen.

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Israel Shahak:
(Online)
"Jüdische Religion, Jüdische Geschichte":
Inhaltsverzeichnis: 

A/ 1- Israel - ein Utopia für Auserwählte?

B/ 6- Vorurteile und Verfälschungen

C/ 12- Orthodoxie und Interpretation

D/ 23- Die Bürde der Geschichte

E/ 33- Gesetze gegen Nichtjuden

F/ 49- Politische Konsequenzen




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