6. Der Sabbat-Goj
Ohne die besonderen Dispensationen bereitet es große Schwierigkeiten, Nichtjuden für diese Arbeiten am Sonnabend einzusetzen, denn die talmudischen Vorschriften verbieten es Juden, einen Nichtjuden zu bitten, am Sabbat eine Arbeit zu verrichten, die sie selbst nicht tun dürfen. Ich werde nun zwei Arten dieser für solche Zwecke benutzten Dispensationen beschreiben. Zunächst einmal gibt es die Methode des "Andeutens", die auf der kasuistischen Logik beruht, nach der ein schlau formuliertes, sündiges Verlangen untadelig wird. In der Regel muß die Andeutung "dunkel", darf aber in Fällen extremer Dringlichkeit auch "klar" sein. So werden z.B. israelische Soldaten in einem kürzlich veröffentlichten Büchlein über die Befolgung religiöser Vorschriften belehrt, wie man mit von der Armee beschäftigten arabischen Arbeitern als Sabbat-Gojim spricht. In dringenden Fällen, wie wenn es etwa sehr kalt ist und ein Feuer entzündet werden muß oder man Licht für einen Gottesdienst braucht, kann ein jüdischer Soldat eine klare Andeutung benutzen und dem Araber sagen: "Es ist kalt oder dunkel hier". Normalerweise muß aber eine dunkle Andeutung genügen, wie z.B.: "Es wäre sehr schön, wenn es hier etwas wärmer wäre." Diese Methode des "Andeutens" ist insofern besonders abstoßend und entwürdigend, als sie in der Regel bei Nichtjuden verwendet wird, die infolge ihrer Armut oder niedrigen sozialen Stellung vollständig der Macht ihrer jüdischen Arbeitgeber ausgeliefert sind. Ein nichtjüdischer Diener (oder Angestellter der israelischen Armee), der sich selbst nicht in der Auslegung der "dunklen Andeutungen" als Befehle übt, wird mitleidslos entlassen. Die zweite Methode verwendet man für Fälle, in denen es sich bei der Arbeit, die ein Nichtjude an einem Sonnabend verrichten soll, nicht um eine gelegentliche Aufgabe oder einen persönlichen, je nach Bedarf "anzudeutenden" Dienst, sondern um routine- oder regelmäßige Arbeit ohne dauernde jüdische Überwachung handelt. Nach dieser Methode, der sogenannten "impliziten Einbeziehung" (havlaah) des Sabbats in die Werktage, wird der Nichtjude "für die ganze Woche (oder das ganze Jahr)" angestellt, ohne daß der Sabbat besonders herausgestellt wird. In Wirklichkeit wird die Arbeit jedoch nur am Sabbat getan. Diese Methode benutzte man in der Vergangenheit, um Nichtjuden anzuwerben, die die Kerzen in der Synagoge nach dem Gebet am Samstagabend zu löschen hatten (damit sie nicht herunterbrannten, was eine Verschwendung bedeutete). Ein Beispiel aus dem modernen Israel ist die Regulierung der Wasserversorgung, die Überwachung von Wasserbecken an Sonnabenden. Ähnlich geht man
im Falle von Juden vor, jedoch zu einem anderen Zweck. Juden
ist es verboten, eine Zahlung für am Sabbat verrichtete
Arbeit entgegenzunehmen, auch wenn die Arbeit selbst erlaubt
ist. Das hier angeführte wichtige Beispiel betrifft die
geistlichen Berufe: den Rabbiner oder den talmudischen
Gelehrten, der am Sabbat betet oder lehrt, den
Vorsänger, der nur an Sonnabenden und anderen heiligen
Tagen (an denen ähnliche Verbote gelten) singt sowie
den Küster und ähnliche Berufsgruppen. In
talmudischen Zeiten, und in einigen Ländern auch
mehrere Jahrhunderte lang danach, wurden solche Arbeiten
nicht bezahlt. Als aber später diese zu bezahlten
Berufe wurden, benutzte man die Dispensation der "impliziten
Einbeziehung" und stellte die entsprechenden Leute auf
"Wochen-" oder "Jahresbasis" ein. Im Falle der Rabbiner und
talmudischen Gelehrten brachte das Problem besondere
Schwierigkeiten mit sich, da der Talmud ihnen verbietet,
sogar an Werktagen eine Bezahlung für das Beten, das
Lehren oder das Studium talmudischer Angelegenheiten
entgegenzunehmen. Für diese Gruppen legt eine
Dispensation fest, daß deren Gehalt überhaupt
kein richtiges Gehalt, sondern eine "Vergütung für
Müßiggang" (dmej batalah) ist. Das Ergebnis
beider Funktionen ist eine Umwandlung in bezahlten
Müßiggang an Werktagen für eine Arbeit, bei
der es sich in Wirklichkeit um eine Vergütung für
die hauptsächlich oder auch ausschließlich am
Sabbat verrichtete Tätigkeit handelt.
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Israel Shahak:
(Online)
"Jüdische Religion, Jüdische Geschichte":
Inhaltsverzeichnis:
A/ 1- Israel - ein Utopia für Auserwählte?
- 2- Definition des Judenstaates
- 3- Die Ideologie vom "erlösten" Land
- 4- Israelischer Expansionismus
- 5- Ein geschlossenes Utopia?
B/ 6- Vorurteile und Verfälschungen
- 7- Befreiung von außen
- 8- Hindernisse für das Verstehen
- 9- Totalitäre Geschichte
- 10- Verteidigungsmechanismen
- 11- Die Täuschung geht weiter
C/ 12- Orthodoxie und Interpretation
- 13- Interpretation der Bibel
- 14- Aufbau des Talmud
- 15- Die Dispensationen cc1-
- 16- Verzinsung cc2-
- 17- Das Sabbat-Jahr cc3-
- 18- Melken am Sabbat cc4-
- 19- Vermischte Feldfrüchte cc5-
- 20- Gesäuerte Substanzen cc6-
- 21- Der Sabbat-Goj
- 22- Soziale Aspekte der Dispensationen
D/ 23- Die Bürde der Geschichte
- 24- Grundzüge des klassischen Judaismusda1-
- 25- England, Frankreich und Italien da2-
- 26- Moslemische Länder da3-
- 27- Das christliche Spanien da4-
- 28- Polen
- 29- Antijüdische Verfolgungen
- 30- Der moderne Antisemitismus
- 31- Die zionistische Reaktion
- 32- Konfrontation mit der Vergangenheit
E/ 33- Gesetze gegen Nichtjuden
- 34- Mord und Völkermord
- 35- Rettung von Leben
- 36- Entheiligung des Sabbats zur Lebensrettung
- 37- Sexuelle Straftaten
- 38- Status
- 39- Geld und Eigentum ef1-
- 40- Geschenke ef2-
- 41- Zinsforderungen ef3-
- 42- Verlorenes Eigentum ef4-
- 43- Täuschung im Geschäftsleben ef5-
- 44- Betrug ef6-
- 45- Diebstahl und Raub
- 46- Nichtjuden im Land Israel
- 47- Schmähungen
- 48- Die Einstellungen zu Christentum und Islam
F/ 49- Politische Konsequenzen
- 50- Jerusalem und die Juden
- 51- Rezension von Benjamin Beit-Hallahmi
- 52- Leserbriefe
- 53- Ein Exzeß an Demagogie
- 54- Ein spanisches Beispiel
- 55- Israelischer Terrorismus
- 56- Die Halacha unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Mord
- 57- Wer ist Demokrat im Nahen Osten?
- 58- Scharons Imperium
- 59- Mord gemäß der Halacha
- 60- Das Gleichnis gilt
- 61- Gebete auf verworrenen Wegen
- 62- Das iranische Modell
- 63- Maskerade von ausgestopften Bälgern als menschliche Wesen
- 64- Beste Absicht?
- 65- Ist es noch dieselbe Arbeiterpartei?
- 66- eres' Unterstützung der Siedler
- 67- Woraus besteht eine Öffentlichkeit?
- 68- Organspenden von Nichtjuden
- 69- Der Weg zu absoluter Korruption
- 70- Ein Fall einer unreinen Adresse
- 71- Der Rassismus von Arthur Ruppin
- 72- Sehnsucht nach Wiedererrichtung des Königreichs Davids und Salomos
- 73- Was will Gott wirklich?
- 74- Gehirnwäsche
- 75- Wer darf aus den "Staatsländereien" Nutzen ziehen?
- 76- Wie die religiösen Fanatiker in Ägypten
- 77- Ein Chomeini-Staat
- 78- Das Schweigen der israelischen Juden
- 79- Vier Hauptmerkmale des Apartheid-Regimes
- 80- Professor Gabison irrt
- 81- Ein grober Bruch der militärischen Disziplin
- 82- Es kann hier geschehen
- 83- Der richtige Name ist "Genozid" und nicht "Sho'a"
- 84- Der Verrat der [israelischen] Medien und Intellektuellen
- 85- Sabra und Schatila Nr. 2
- 86- Die [zionistische] Arbeiterbewegung ist nicht sozialdemokratisch
- 97- "Diese Missetat soll euch nicht vergeben werden, bis ihr sterbet"
- 88- Die Ideen der Chabad-Bewegung sind noch verwerflicher als diejenigen von Kahane
- 89- Die "Grundsatzerklärung" erkennt nicht die Rechte der Palästinenser an
- 90- Nichtmoderater physischer Druck
- 91- Nur zum Nutzen der Juden
- 92- Ein Fall von Vorurteilslosigkeit aus dem 11. Jahrhundert
- 93- Das jüdische Religionsgesetz ist inhuman achwort von Edward W. Said
- 94- Die
Vita von Israel Shahak