Radio Islam in other Languages
Deutsch homepage

Israel Shahak:
Jüdische Religion,
Jüdische Geschichte
(Book online)
51



Rezension von Benjamin Beit-Hallahmi

Haarez, Literaturbeilage, 21. September 1994 von Benjamin Beit-Hallahmi Eine Anklageschrift gegen die jüdische Religion - Jewish History, Jewish Religion: The Weight of Three Thousand Years, Von Israel Shahak, Pluto Press, 127 Seiten.

Bei der unlängst stattgefundenen, emotionsgeladenen Diskussion in Israel über die Gültigkeit der zionistischen Geschichtsdarstellung der letzten 100 Jahre verloren die Diskussionsteilnehmer etwas noch wichtigeres aus den Augen. Die zionistische Geschichte beginnt in der Tat nicht im Jahre 1882. Sie selbst bekundet, daß ihre Anfänge viel weiter zurückreichen. Man erwartet von ihr, daß sie uns die deutlich herausgearbeitete geschichtliche Ideologie des jüdischen Volkes aufzeigt. Gerade diese Geschichte ist es jedoch, die bisher noch nicht in Frage gestellt wurde.

Was weiß der Leser von Haarez über die jüdische Religion? Was weiß er wirklich über die jüdische Geschichte? Aller Wahrscheinlichkeit nach erwarb er sein ganzes Wissen darüber im israelisch-jüdischen Bildungssystem. Wenn dies zutrifft, so gründet der größte Teil seines Wissens auf den Grundlagen der jüdischen religiösen Mythologie über "die Ära der Patriarchen" und "den Auszug aus Ägypten", gefolgt von der Zeit des zweiten Tempels, als das Herzstück der jüdischen Religion Form annahm. Und von dieser Zeit an bildet die jüdische Existenz in der Diaspora in seinem Kopf ein schwarzes Loch.

Schon im Kindergarten müssen wir den [einführenden] Satz (der israelischen Unabhängigkeitserklärung) auswendig lernen: "Das jüdische Volk bildete sich im Lande Israel". Den meisten von uns bleibt es aber sehr unklar, wie dieses Volk in der Diaspora lebte. Und die meisten von uns können sich nur der aus zionistischer Sicht dargestellten gräßlichen Geschichten über antijüdische Verfolgungen, Unterdrückungen und unsägliche Verleumdungen erinnern, kontrastiert durch Geschichten wundervoller Erfolge verschiedener jüdischer Personen und Gruppen. Die zionistische Darstellung der jüdischen Diaspora sucht natürlich Konsistenz und Kontinuität mit dem Höhepunkt der Rückkehr der Juden nach Zion. Das Ziel jeder nationalistischen Darstellung besteht darin, Bestrebungen eines gegebenen Nationalismus auszubauen und mit einer Aura von Rationalität zu umgeben, indem man die nationale Geschichte als ein gerades, unumkehrbares und vorhersehbares Kontinuum darstellt und alle Brüche und Diskontinuitäten, die man nicht ganz ignorieren kann, herunterspielt.

Die nationalistische Geschichte eines jeden Volkes ist unabdingbar abhängig von grob verdrehten Erklärungen und Vertuschungen. In der relativ neueren Geschichte des jüdischen Volkes machte die Säkularisierung eine größere Revision der Vorstellungen über religiöser Vergangenheit unausweichlich. Zu unserer Freude oder unserem Schmerz gibt es bei diesem Phänomen nichts, was besonders jüdisch ist. In allen westlichen Ländern, in denen sich die Säkularisierung unter Schmerzen und Leiden vollzog, gibt es eine Öffentlichkeit, die alle paar Jahre die Bedeutung von Religionen neu entdeckt, die in diesen Ländern noch Lebenskraft haben. Viele Vorfälle in der letzten Zeit (etwa der Aufruf zum Mord an islamischen Schriftstellern und ähnliches) zeigen, daß die wahrhaft Religiösen das meinen, was sie sagen, und daß sie in der Tat an die Unfehlbarkeit ihrer von Gott gegebenen Heiligen Schriften glauben.

Im Falle Israels glauben die Juden tatsächlich, daß der Kosmos nur für die Juden geschaffen wurde und die gesamte Menschheitsgeschichte in ihrem Sinne verlief. Ohne einen Anflug von Zweifel erwarten sie den Wiederaufbau des dritten Tempels mit seinen Tieropfern. Sie unternehmen alle Anstrengungen, um den Staat Israel in eine Theokratie zu verwandeln, die nach der Halacha [dem jüdischen Religionsgesetz] regiert wird. Sie wollen, daß die Israelis die Gebote der jüdischen Religion befolgen, zu denen auch die Gesetze der Reinheit und Unreinheit gehören, die von Generationen gelehrter Rabbiner schon lange vor ihrer möglichen Anwendung ausgearbeitet wurden. Für den wahrhaft religiösen Juden sind solche Vorstellungen keine Rhetorik, sondern Lebensinhalt. Die Schwierigkeit besteht nur darin, daß der durchschnittlich gebildete Jude kaum etwas darüber weiß.

Israel Shahaks Buch bietet drei zentrale Theorien. Die erste besagt, daß die jüdische Religion, so wie sie sich in den Jahrhunderte alten talmudischen Vorschriften zeigt, der Inbegriff von Obskurantismus, Primitivität, Fanatismus und Rassismus ist. Die zweite Theorie meint, daß das Erbe des jüdischen Fanatismus, und hier insbesondere die Einstellung der Juden gegenüber Nichtjuden, einen schweren Stolperstein bildet, der die Entwicklung einer säkularen und aufgeklärten jüdischen Zivilisation verhindert. Shahaks dritte Theorie legt dar, daß die bis heute existierende jüdische Geschichtsschreibung und der größte Teil der akademischen Untersuchungen der "Judaica" nichts anderes sind als Versuche, die in seiner ersten und zweiten Theorie dargestellten Realitäten zu unterdrücken oder zu verzerren. Shahak klagt die gesamte jüdische Geschichtsschreibung an, sich bewußt in eine apologetische Schieflage gebracht zu haben. Er möchte die jüdische Geschichte auf eine wahrhaft weltliche Grundlage stellen. Das Buch enthält ein Programm für eine solche noch zu schreibende Geschichte und ist kontroverser und subversiver als alle Schriften der besten heutigen [revisionistischen] Historiker. Der jüdischen Existenz in der Diaspora sollte größere Bedeutung als dem Aufstand von Bar Kochba [132-135 n. Chr.] zukommen, da die Zivilisation, in der wir leben, tatsächlich durch jahrhundertelange Erfahrung in der Diaspora geprägt wurde. Dies sollte unbestreitbar sein. Doch dies verleugnen wir, wenn wir uns als Nachfahren der makkabäischen Helden [167-165 v. Chr.] und nicht als die Antihelden aus entweder Warschau oder Casablanca verstehen.

Israel Shahak wurde in Israel durch sein prinzipientreues Beharren auf der Wahrheit, die die meisten Israelis nicht gerne hören, berühmt. Dies ist der Grund, warum Amnon Rubinstein (derzeit Minister für Erziehung, Kultur und Sport) schon vor Jahren verlangte, Shahak die Chemie-Professur der Hebräischen Universität zu entziehen, nachdem er öffentlich und wiederholt die Politik der israelischen Regierung in den besetzten Gebieten scharf angegriffen hatte. Shahak hat immer versucht, sich von jedem israelisch-jüdischen Konsens fernzuhalten, und hatte schließlich Erfolg damit. Doch bemerkt man sehr schnell, daß sein Buch voll von Zuneigung für das jüdische Volk ist. Es ist wie die Liebe eines Sohnes zu einer Familie, die ihn aufzog.

Dieses ziemlich kurze Buch, geschrieben in Englisch und veröffentlicht in England, wendet sich an den nichtjüdischen Leser. Unverschleiert zeichnet das Buch ein Bild der herkömmlichen jüdischen Gesellschaft als fanatische und ultrakonservative Gemeinschaft. Shahak zeigt, daß ein jüdischer Staat, so wie ihn sich die religiösen Juden erträumen, d.h. ein nach den Vorschriften der jüdischen Religion regierter Staat, nie existiert hat. In den verschiedenen Perioden der jüdischen Geschichte gab es jüdische Gemeinschaften, die nur deswegen nach den Vorschriften der jüdischen Religion lebten, weil die genug Macht hatten, ihren Mitgliedern die vorgeschriebene Lebensart aufzuzwingen. Die Geschichte aber zeigt, daß es in solchen Gemeinden nichts gab, was einem Pluralismus auch nur ähnelte.

Auch heutzutage wäre es nicht schwer, Beispiele für religiöse Juden zu finden, die die Rechte der Nichtjuden vollständig ignorieren. Man muß einsehen, daß sie nicht lediglich die Rechte der Palästinenser mißachten. Das beste Beispiel läßt sich aus der Geschichte von Südafrika in den letzten 50 Jahren anführen. Es ist erwiesen, daß sich viele Juden entschieden am Kampf gegen die Apartheid beteiligten. Doch dies waren nur weltliche Juden. Die orthodoxe jüdische Gemeinde zeigte kein Interesse an irgend etwas, was die Apartheid betraf. Hätte man vor noch nicht einmal 10 Jahren irgend einen der zu zahlreichen Chabad-[Ljubawitscher-]Anhänger in Südafrika über die Apartheid befragt, hätte er definitiv geantwortet, daß die Apartheid nur Nichtjuden auferlegt und deshalb kein Gegenstand jüdischen Interesses wäre. Dies läßt sich verallgemeinern. Menschlichkeit war im traditionellen jüdischen Sinne nur eine Sache, die Juden etwas anging: Es gab keinen vernünftigen Grund für den Juden, sich um den Rest der Menschheit zu kümmern. Jedes Problem war danach zu beurteilen, ob es gut oder schlecht für die Juden war. Shahak führte den Ursprung dieser Haltung auf die Halacha und den rabbinischen Responsa, die sich mit der Rettung nichtjüdischen Lebens befassen, und insbesondere auf die zurück, welche die Frage behandelt, ob ein Jude den Sabbat verletzen darf, um das Leben eines Nichtjuden zu retten.

Der gnadenlose Widerstand aller israelisch-jüdischen religiösen Parteien gegen alle Versuche, die Menschenrechte durch Gesetz festzuschreiben, läßt sich nicht auf den Wunsch zurückführen, den berüchtigten religiösen "Status Quo" zu erhalten oder mehr Geldmittel vom Staat für die Jeschiwot zu bekommen. In der Frage der Menschenrechte ist die Position dieser Parteien festgeschrieben und wird von der Vorstellung genährt, daß nicht alle Menschen dieselben Rechte haben können. Wenn religiöse Juden für das, was sie bei Begräbnisriten "Menschenwürde" nennen, Propaganda machen, denken sie am wenigsten an den Schutz dieser Würde gegenüber Nichtjuden. Beziehen sie gegen Abtreibungen Stellung, so machen sie deutlich, daß ihre Sorge nur jüdischen Föten gilt. Diesen heutigen Kampagnen liegen klare historische Präzedenzfälle in der jahrhundertealten jüdischen religiösen Tradition zugrunde.

Gegen den Widerstand von jüdischen Apologeten, gegen alle Geschichten über den angeblich "humanistischen" und "pluralistischen" Judaismus und gegen die Appelle all derjenigen, welche die Juden aufrufen, Reue über die Säkularisierung zu empfinden, führt Shahak unerbittlich die düsteren Aspekte der jüdischen Tradition ins Feld und fragt dabei seinen Leser, ob diese Tradition fortgesetzt werden soll. Das Leben der Juden in der Diaspora war schwer, darin ist sich Shahak mit dem Zionismus einig. Doch seine Erläuterung dieser Schwierigkeiten fällt ganz anders aus. So betrachtet er z.B. das, was die jüdische Geschichtsschreibung als "Verfolgung der Juden in Ostpolen in den Jahren 1648-49" beschreibt, nicht als wilden vom Judenhasser Chmjelnizki geschürten Antisemitismus, sondern als Bauernaufstand und Vergeltung gegen die Juden - wegen ihrer authentischen sozialen und wirtschaftlichen Lage. In keiner Weise verharmlost Shahak aber das Unheil, das die Juden damals befiel. Er historisiert jedoch den Antisemitismus, und zwar insbesondere durch Zurückweisung der Vorstellung, daß jeder Nichtjude von Natur aus Antisemit sei. Stattdessen betrachtet er den Antisemitismus als das Ergebnis historischer Situationen, in denen sich die Juden in Feindschaften zwischen den Völkern verstrickten oder sich an der Unterdrückung einer sozialen Klasse oder nationalen Gruppe durch eine andere beteiligten.

Infolge des polemischen Stils liest sich Shahaks Buch wie eine Anklageschrift gegen die jüdische Religion. Daraus ergibt sich jedoch ein Problem, zumindest in der breiteren Perspektive des Humanisten. Gibt es etwas spezifisch Jüdisches beim jüdischen Chauvinismus oder der jüdischen Egozentrik? Sind die Juden in dieser Hinsicht schlechter als andere? Sind jüdische Chauvinisten schlechter als irische, russische oder japanische? Shahak glaubt, daß ein qualitativer Unterschied zwischen der jüdischen Halacha und anderen religiösen Gesetzesvorschriften besteht. Er meint, die erdrückende Last einer Tradition, die die gesamte Menschheit nur unter dem beschränkten jüdisch-egoistischen Gesichtspunkt betrachtet, korrumpiere uns alle in Israel. Gibt es aber keine anderen Beispiele derselben Art der Ethnozentrik in der Welt? Ist die jüdische Tradition schlechter als diejenige der Hutu und der Tutsi? Ist die jüdische Haltung gegenüber Nichtjuden schlechter als das, was der Hinduismus seinen "Unberührbaren" zufügt? Sind die Vorstellungen der Juden über ihre Überlegenheit und göttliche Auserwähltheit wirklich so viel schlechter als ähnliche Vorstellungen der Sikhs oder hunderter ethnischer Gruppen in der Welt?

Der Kampf für Menschenrechte, Demokratie und Gleichheit ging immer einher mit der Säkularisierung, da schon immer eine Kluft zwischen den religiösen Traditionen und den humanistischen Ideen bestand. Genauso ist es in Israel und in jedem anderen Land. Wenn wir Israelis die Demokratie und die soziale Gerechtigkeit weiterentwickeln wollen, so werden wir wahrscheinlich kaum eine Anregung für unser Anliegen in irgendeiner religiösen Tradition, sei sie jüdisch oder tibetanisch, finden. Es scheint, als teile Shahak das Bestreben einer israelisch-jüdischen Mehrheit bei seiner Suche nach Normalität und Modernität der jüdischen Existenz, ganz im Gegensatz zu den Anomalien des Lebens in der Diaspora. Darüber hinaus wünscht er sich ein neues, nationales und nachzionistisches Leben mit einem möglichst kritischen Blick auf die gesamte jüdische Vergangenheit, die uns so nah und doch schon so fern ist.

 
 
Folgende Seite:
Leserbriefe

Click here for a version of Shahaks book (in German) to download



Israel Shahak:
(Online)
"Jüdische Religion, Jüdische Geschichte":
Inhaltsverzeichnis: 

A/ 1- Israel - ein Utopia für Auserwählte?

B/ 6- Vorurteile und Verfälschungen

C/ 12- Orthodoxie und Interpretation

D/ 23- Die Bürde der Geschichte

E/ 33- Gesetze gegen Nichtjuden

F/ 49- Politische Konsequenzen




French

English

Svenska

Deutsch

Russia

Arabic

Portug

Spanish

Italian

Norsk

-Shahak - In French

Le Judaïsme deshabillé!

-Shahak - In Swedish

Shahak avslöjar judendomen

-Shahak - in English

Jewish History, Jewish Religion


 Ahmed Rami,
fondateur de
RADIO
ISLAM

Box 316
10126 - Stockholm, Sweden
Tel. +46 708 121240
 
Wir präsentieren drei Bücher von Ahmed Rami:
Ein Leben für Freiheit (Online)
Ein Leben für Freiheit (Zip)
Die Macht der Zionisten (Online)
Die Macht der Zionisten (Zip)
Ein moderner Hexenprozess (Online)
Ein moderner Hexenprozess (Zip)
Facts instead of the Jewish propaganda
Books (online) by Ahmed Rami in:
German , French , Portugues , English , Swedish

Latest Additions
English
Svenska
French
German
Portug
Arabic
Russian
Italian
Spanish

The Protocols of Zion - Online - in 7 Linguages:
English
The Protocols of Zion
French
Les Protocols de Sion
Deutsch
Die Protokoll der Zion
Svenska
Sions Vises Protokoll
Portug.
Os Protocolos de Sião
Russian
The Protocols of Zion
Spanish
Los Protocolos de los Sabios de Sion
Islam and Revolution
HOME